Rückblick auf die Vereinsgeschichte.
Die Gründungswurzeln des Kleingartenvereins "Hinter der Hansa' liegen in der Honsellstr. Als die Ernährungsfrage nach dem verlorenen 1. Weltkrieg zu einem ernsten Problem wurde, haben im Jahr 1919 ein paar entschlossene Mühlburger Männer der Stadtverwaltung ein Stück Land für die Errichtung von Kleingarten abgerungen, Dieses Gelände war eine ehemalige Sandgrube aufgefüllt mit Schutt und Abfall. Mit sehr viel Fleiß und einem hohen Maß an Eigeninitiative entstanden hinter der Gaststätte "Hansa - daher auch der Name der Kleingartengruppe - 49 Kleingärten mit jeweils 2 Ar Nutzfläche. Die Bodenbeschaffenheit ließ sehr zu wünschen übrig, da es sich lediglich um Auffüllmaterial handelte. Mit viel Mühe gelang es jedoch den Gartenfreunden das freigegebene Gelände fruchtbar zu machen. Als zusätzliche Ertragsquelle für den damals armseligen Mittagstisch wurden in der Hauptsache Gemüse und Kartoffeln angebaut. Durch Zusammenlegung von Barmitteln konnten bald darauf 3 Pumpbrunnen erstellt werden. Zwei Jahre später. im April 1921 fand dann die Gründungsversammlung statt. Es wurden gewählt:
Gfr, Otto Wiehl 1. Vorstand
Gfr. Anton Heß Kassierer
Gfr. Hans Bühler Schriftführer
Der Pachtzins war vom damaligen Weizenpreis abhängig und betrug für das gesamte Gelände 92,31 Mk.
lm Jahre 1924 konnten weitere 5 Pumpbrunnen in Betrieb genommen werden, sodass insgesamt 8 Brunnen zur Verfügung standen. Die Erstellungskosten wurden im Umlageverfahren erhoben und betrugen 5,- Mark je Mitglied. Bei Abgabe des Gartens wurden 2,50 Mark rückvergütet.
Zur Förderung der Geselligkeit fand im Jahr 1930 ein Gartenfest in der "Brunnenstube" statt Der Reinerlös betrug 65,- Reichsmark.
Der mit der Stadtverwaltung Abgeschlossene Pachtvertrag lief im Jahr 1933 ab und wurde zwecks Bau von Gleisanlagen gekündigt. Zum Glück der Gartenfreunde wurden die Gleisanlagen nicht verlegt, sodass das Gelände drei Jahre später in den
Generalpachtvertrag aufgenommen werden konnte. Für eine Ausfahrt der Fa. Leibhammer mussten 1937 ca. 350 qm Garten Gelände, d.h. ein Kleingarten abgegeben werden.
lm Mai 1940 wurde eine neue Satzung verfasst und es erfolgte der Eintrag in das Vereinsregister. In der Nacht vom 2./3. September 1942 wurden durch Flieger-Angriffe 41 von 48 Gärten mehr oder weniger stark zerstört.
Am 10. Juli 1943 fand die vorläufig letzte Generalversammlung im Gasthaus "Hansa" statt. Durch den Kriegsdienst der Männer und die Evakuierung ihrer Familien wurden die Gärten verwaist.
Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Jahre 1945 wurden durch die Besatzungsmächte alle Verbände und Vereinigungen aufgehoben und ein Versammlungsverbot erlassen.
Und wieder einmal war es soweit, daß hungernde Bürger das Ernährungsproblem nicht dem Zufall überlassen wollten. Die zurückgekehrten Mitglieder begannen aufs Neue die verwilderten Gärten zu rekultivieren, als letzte Reserve für die Lebensmittelversorgung.
Am 25. Oktober 1945 fand eine Versammlung der Stadtgruppe statt, worin u.a. eine Anordnung der amerikanischen Militärregierung veröffentlicht wurde, daß neue Vorstandschaften nach demokratischen Regeln zu wählen sind. Eine Wahlvorschlagsliste wurde im Garten Gelände ausgehängt. Einsprüche wurden nicht erhoben, so konnte die neue Vorstandschaft am 24. November 1945 der Stadtgruppe gemeldet werden.
lm März 1947 fand die erste Generalversammlung statt, worin die bisherige Vorstandschaft in ihrem Amt bestätigt wurde.
1950 wurde im Garten Nr. 25 eine vereinseigene Hütte erstellt. Sie diente als Kommunikationszentrum für die Mitglieder.
lm Zuge von städtebaulichen Maßnahmen wurde im Jahre 1958 acht Gartenfreunden der Garten aufgekündigt, um eine neue Feuerwache im Raum Mühlburg zu schaffen. Das Vorhaben wurde jedoch nicht realisiert, da der Untergrund nicht den baupolizeilichen Vorschriften entsprach. Die 8 Gärten fielen somit wieder an den Verein zurück. Doch genau 6 Jahre später, im Jahre 1964 mussten 17 Gartenfreunde ihren Kleingarten aufgeben, da das Gelände für den Bau der Südtangente benötigt wurde.
Der Bau der Straßenbahnschleife im Rheinhafengebiet Ecke Honsellstr und Kurzheckweg war ausschlaggebend, die Gartengruppe in das Gewann Litzelau zu verlegen. Dieses geschah im Jahre 1974. Erneut wurde der Pioniergeist der Gartenfreunde gefordert. Es entstand eine Kleingartenanlage moderner Prägung, die den Vorstellungen der Stadt entsprach. Der Verein als solcher konnte somit weiter existieren.
Der Aufbau wurde zügig vorangetrieben, schon im Jahr 1977 wurde ein Fest zugunsten der ARD Sendung "Ein Platz an der Sonne" durchgeführt, dessen Reinerlös von 3110,15 DM einem guten Zweck zugeführt werden konnte. Bereits im Jahr 1976 konnten die meisten Lauben mit Strom versorgt werden. Auch die Wasserversorgung konnte in Eigenleistung, durch Bohren von Brunnen bewerkstelligt werden. Die Erringung des 3. Preises beim Kleingartenwettbewerb des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe im Jahr 1978 war der Stolz der Kleingartenbesitzer im neuen Gelände. Ein Jahr später, im Jahr 1979 wurde mit dem Bau des Vereinsheimes begonnen, welches heute gerne von den Gartenfreunden für ihre Familienfeiern in Anspruch genommen wird. Viele Urkunden, die bei den verschiedenen Gartenwettbewerben errungen wurden, zieren das Innere des Vereinsheims.
Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Erringung der Goldmedaille im Kleingartenwettbewerb "deutscher Städte und Gemeinden" im Jahr 1981. In einer konzertierten Aktion zwischen Gartenbauamt, Vorstandschaft und den Gartenfreunden wurde der Verein auf diesen Wettbewerb vorbereitet. Die Anstrengungen, die in diesem Jahr den Gartenfreunden abverlangt wurden, trugen Früchte. Durch diesen Erfolg ist der Verein über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt geworden. Er wurde zu einer guten Adresse des Kleingartenwesens, die von vielen Vereinen aus Nah und Fern angesteuert wurde, um Anregungen zu sammeln für die Gestaltung einer vorbildlichen Kleingartenanlage.
Die Goldmedaille für die Kleingartenanlage "Hinter der Hansa” wurde vom Bundesminister Dieter Haack überreicht (v.l.n.r): Hans Stephan, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Gartenfreunde, Bundesminister Dieter Haack, Bürgen-neisler Erwin Sack, Vlñlli Kastin, Vizepräsident des Landesverbandes der Gartenfreunde Baden-Württemberg und der 1. Vorsitzende des Kleingartenvereins "Hinter der Hansa" Lüder Kahmann.
Die Infrastruktur der Gartenanlage hat sich seither wenig geändert Bei dem alljährlich stattfindenden Kleingartenwettbewerben, die immer wieder eine Herausforderung an die Gartenfreunde sind, wird der Verein mittlerweile in die Kategorie 'Altanlagen' eingestuft.
Die Art der Nutzung der einzelnen Gärten hat sich im Laufe der Vereinsgeschichte verlagert. Während in der Gründerzeit sowie in den Kriegs- und Nachkriegsjahren der Anbau von Obst und Gemüse dominierte, so steht der Garten
in der heutigen Zeit als Freizeit- und Erholungsdomizil im Vordergrund. Der Kleingartenverein 'Hinter der Hansa“ hat in seinem langen Leben alle Höhen und Tiefen durchschritten. Der gut ausgeprägte Gemeinschaftsgeist seiner Gartenfreunde ist ein Garant für eine positive Entwicklung im Sinne des Kleingartenwesens.